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1. Geschichte des Mittelalters - S. 257

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 38, 3. Maximilian I. 257 teilgenommen. Als sein Vater starb, begrüßte jedermann den Regierungsantritt des ritterlichen Herrschers mit großen Hoffnungen. Diese gingen freilich nicht alle in Erfüllung, dazu war die Macht zu gering, die dem Kaiser noch geblieben war. Doch gab es während seiner Regierung tüchtige Fürsten im Reich, die dem Kaiser zur Begründung besserer Zustände hilfreich zur Seite standen. Dazu gehörte der treffliche Erzbischof Bert hold von Mainz, der redegewandte Kurfürst Johann Cicero von Brandenburg, der wohlmeinende Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen und der tapfere Graf Eberhard im Barte von Württemberg, der Begründer der Universität Tübingen (1477), dessen Land unter Maximilian zum Herzogtum erhoben wurde. Als Maximilian 1495 seinen ersten Reichstag zu Worms abhielt, um von den Fürsten Reichshilfe gegen die Türken und die Franzosen in Italien zu fordern, bestimmten die Fürsten den Kaiser zunächst zur Einführung durchgreifender Reformen, welche dem Reiche den Frieden und jedem Unterthan sein Recht sichern sollten. Der Kaiser willigte endlich in dieselben ein, und dadurch wurde die Grundlage zu einer deutschen Reichsverfassung geschaffen. Zunächst gebot Maximilian einen ewigen Landfrieden für das ganze Reich. Dadurch wurde das greuelvolle Fehderecht aufgehoben und jede Selbsthilfe mit der Reichsacht bedroht. Zur Wahrung des Landfriedens und der Reichsrechte fetzte er sodann das Reichskammergericht ein, das alle Streitigkeiten zwischen den Ständen zu schlichten hatte, und ernannte den Grafen Eitel Fritz von Zollern zum ersten Kammerrichter. Das Reichskammergericht hatte anfänglich feinen Sitz in Frankfurt, 1530 kam es nach Speier, zuletzt (1693—1806) war es in Wetzlar. Zu seiner Unterhaltung, wie zur Bildung einer Reichswehr wurde die Erhebung einer ersten Reichssteuer, des sogenannten gemeinen Pfennigs eingeführt. Auf dem Reichstag zu Augsburg 1499 wurde die Reichsverfafsung durch Errichtung eines Reichsregiments mit alljährlichen Reichstagen weiter ausgebildet, wodurch den Reichsständen die geforderte Mitregierung zugestanden wurde und die Streitfragen der Einzelstaaten entschieden werden sollten. Zum Statthalter wurde Friedrich der Weise ernannt. Seinen Abschluß fand das Verfafsungswerk aus dem Reichstage zu Köln 1512, wo das deutsche Reich in zehn Kreise eingeteilt und jeder Kreis unter einen Obersten mit beigeordneten Räten gestellt wurde, welcher die rechtskräftigen Urteile des Kammergerichts zu vollstrecken und für die Aufrechterhaltung der Ruhe zu sorgen hatte. Cassians Weltgeschichte. If. 5. Aufl. v. Ph. Beck. 17

2. Geschichte der Neuzeit - S. 40

1887 - Wiesbaden : Kunze
40 Erste Periode der Neuzeit. ließ, machten sie allenthalben beliebt und erhoben sie zu Ratgebern der Fürsten, zu Lehrern an Universitäten, zu Erziehern fürstlicher Söhne. Auch in die bürgerlichen Verhältnisse drängten sie sich allmählich ein, und es gab nicht leicht eine Schwierigkeit, welche ihnen zu überwinden mißlungen wäre, da sie sich unablässig bemühten, allen alles zu sein. In der Bekehrung der Ketzer und Ungläubigen bewiesen sie eine staunenswerte Thätigkeit. Loyola zählte 1540 nur 10 Glieder, im 18. Jahrhundert umfaßte der Orden 22 600 Mitglieder. In vier Weltteilen waren die Jesuiten thätig, die römische Kirche zu befestigen und zu verbreitert oder die evangelische Lehre zu unterdrücken, und unermeßliche Reichtümer, die sie teils freiwilligen Geschenken und Vermächtnissen, teils dem Handel indischer und amerikanischer Missionare verdankten, standen ihnen zu Gebote; denn obwohl eine Ordensregel verbot, irdische Schätze zu besitzen, so wehten doch die Flaggen ihrer Handelsschiffe auf allen Meeren. In den Wildnissen von P a-raguay in Südamerika gründeten sie sogar eine völlig unabhängige Besitzung unter der Form einer Republik, legten Dörfer und Städte an und besetzten und verwalteten alle Staatsämter, bis sie 1767 das Land verlassen mußten. Manche Lehre der Jesuiten erregte großen Anstoß, insbesondere der Grundsatz, daß der Zweck die Mittel heilige. Man beschuldigte sie der Herrschsucht, der Aufwiegelung, der Beförderung des Meineides, des Königsmordes, der Anstiftung von Krieg und Blutvergießen rc. und vertrieb sie im 18. Jahrhundert aus Portugal, Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland. Der dritte Ordensgeneral, Franz von Borgia, äußerte jedoch schon: „Wie Lämmer haben wir uns eingeschlichen, wie Wölfe werden wir regieren, wie Hunde wird man uns vertreiben, aber wie Adler werden wir uns verjüngen." 11. Der schmalkaldische Krieg. Luthers Tod. Kaiser Karl V. hoffte noch immer aus eine Beseitigung der kirchlichen Spaltung und veranstaltete Religionsgespräche zu Leipzig, Speier, Hagenau, Worms und zu Regensburg (1541). Da aber keine Vereinigung erreicht wurde, so gewährte der Kaiser die Fortdauer des Religionsfriedens von 1532 bis zu einem allgemeinen Konzil. Von allen deutschen Fürsten katholischer Religion verfolgte Herzog Heinrich vonbraunfchweig-Wolfenbüttel die Anhänger der evangelischen Lehre am bittersten. Als er die Städte Goslar und

3. Geschichte der Neuzeit - S. 41

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 2, 11. Der schmalkaldische Krieg. Luthers Tod. 41 Braunschweig, Glieder des schrnalkaldischen Bundes, hart bedrängte, rüsteten die Bundeshäupter ein Heer, vertrieben den gewalt-thätigen Herzog aus dem Lande und behielten es im Besitz, um den Gottesdienst nach lutherischer Weise einzurichten (1542). Als später der Herzog mit französischen Hilfsgeldern ein Heer warb und in fein Land zurückkehrte, wurde er vom Landgrafen Philipp von Hessen 1545 bei Nord heim besiegt, gefangen genommen und auf die Festung Ziegenhain gebracht. In dem nämlichen Jahre eröffnete der Papst das öfters verheißene Konzil zu Orient in Tyrol. Allein die Protestanten verweigerten die Teilnahme an demselben, weil ein Konzil, auf welchem der Papst den Vorsitz führe, um als Kläger und Richter in einer Person aufzutreten, ein unfreies, ihnen dagegen ein freies, unparteiisches, deutsches Konzil versprochen worden sei. Der Kaiser zeigte sich zwar persönlich noch immer mild gegen die Protestanten, trat aber, da er mit Frankreich und der Pforte Friede geschlossen hatte, in ein geheimes Bündnis mit dem Papste. Es war dem Kaiser daran gelegen, sein Ansehen im Reiche gegenüber den Anmaßungen und Auflehnungen der Fürsten und Städte aufrecht zu erhalten. Während Karl dies Bündnis geheim hielt, veröffentlichte der Papst eine Bulle, in welcher er allen, welche zu einem Zuge gegen die Protestanten helfen würden, einen ausgedehnten Ablaß zusicherte (1546). Luthers Tod. Luther erlebte den Ausbruch des Krieges nicht mehr. Er hatte in den letzten zwanzig Jahren seines thaten-reichen Lebens viel mit körperlichen Leiden zu kämpfen, aber den Mut nie verloren. Im Februar 1546 beriefen ihn die Grafen von Mansfeld nach Eis leben, um Streitigkeiten in ihrer Familie zu schlichten. So schwach er sich fühlte, so machte er sich doch auf, wohnte alle Tage den Sitzungen der Grafen bei und predigte noch viermal. Am Abend des 16. Februar fühlte er sich bereits so unwohl, daß er von seinem Tode redete. Am andern Morgen konnte er das Zimmer nicht verlassen; er äußerte gelegentlich: „Ich bin hier zu Eisleben geboren, wie, wenn ich hier sterben sollte?" Seine Ahnung hatte ihn nicht betrogen. Er fühlte Bangigkeit und große Mattigkeit. Als er sich zu Bette legte, gab er allen Freunden und feinen beiden Söhnen, welche fein Lager umstanden, die Hand, wünschte ihnen gute Nacht und sprach: „Betet zu unserm Herrn für fein Evangelium, daß es ihm wohlgehe; denn das Konzilium zu Trient und der leidige Papst Zürnet hart mit ihm." Schwer atmend schlief er ein, erwachte aber um 1 Uhr wieder und klagte heftig über Brustbeklemmungen. Die

4. Geschichte der Neuzeit - S. 43

1887 - Wiesbaden : Kunze
§• 2, 11. Der schmalkadische Krieg. Luthers Tod. 43 aber, daß der Kaiser den drohenden Krieg nicht als einen Religionskrieg darstellte, gelang es ihm sogar, einige protestantische Fürsten für sich zu gewinnen, den Herzog Moritz von Sachsen und die brandenburgischen Markgrafen Johann von Küstrin und Albrecht von Bai reut h. Moritz von Sachsen hatte, ohne Mitglied des schmalkaldischen Bundes zu sein, die evangelische Lehre in seinem Lande befördert. Er war ein ritterlicher Herr und hatte sich im Türkenkriege so hervorgethan, daß Karl, welcher allen Deutschen abhold war, ihn allein zu seinem Liebling erkor. Moritz, der Schwiegersohn des Landgrafen Philipp von Hessen, war mit seinem Vetter, dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen, wegen des Städtchens Wurzen in Streit geraten, dieser aber gütlich beigelegt worden. Sein geheimes Bündnis mit dem Kaiser scheint durch die Aussicht zu stände gekommen zu sein, daß sein Land aus Kosten des Vetters vergrößert werde. Ohne allen Argwohn übergab Johann Friedrich seinem Vetter die Beschützung seines Kurfürstentums, als er selbst mit den Häuptern des schmalkaldischen Bundes an die Donau gegen den Kaiser aufbrach. Der Kaiser weilte noch in Regensburg und hatte nur 8700 Mann um sich, als die Protestanten bereits von allen Seiten heranrückten. Die Kriegsmacht der oberländischen Städte befehligte ein entschlossener und umsichtiger Führer, Sebastian Schärtlin von Burdenbach bei Augsburg. Er wollte vor allen Dingen dem Kaiser jeden Zuzug abschneiden und ihn dann selbst angreifen; allein die Fürsten des fchmalkaldifchen Bundes traten ihm durch Gegenbefehle stets hemmend in den Weg und erließen an den Kaiser ein Schreiben und ein öffentliches Manifest, worin sie ihre Maßregeln rechtfertigten. Karl erklärte den Kurfürsten von Sachsen und den Landgrasen von Hessen in die Acht, doch zögerten diese noch immer mit einem entschiedenen Vorgehen. Unterdessen kam der Winter heran, die Soldaten wurden mißmutig und begannen zu entlaufen. Der Kaiser, dessen Heer durch Mangel, Seuchen und Kälte ungemein litt, hatte schließlich die Freude, daß die Verbündeten ihn um frieden baten. Er ließ ihnen aber erwidern, daß er keinen andern Weg zum Frieden kenne, als wenn sich der Kursürst und der Land-graf mit Land und Leuten auf Gnade und Ungnade ergäben. Jetzt kehrten diese in ihre Länder zurück, da die Nachricht eingetroffen war, Herzog Morrtz von Sachsen habe die Reichsacht an dem Kurfürsten vollzogen und dessen Land besetzt. Karl konnte nun mit leichter Mühe die süddeutschen evangelischen

5. Geschichte der Neuzeit - S. 45

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 2, 11. Der schmalkaldische Krieg. 45 Kranach, welcher Bürgermeister von Wittenberg war, die Gefangenschaft seines Herrn zu teilen und ihm nach Innsbruck zu folgen. Auch ließ er den evangelischen Gottesdienst bestehen, und erwiderte dem Herzog Alba, welcher die Gebeine des „Erzketzers" Luther ausgraben und verbrennen lassen wollte, sehr treffend: „Lasset ihn ruhen; er hat seinen Richter gefunden. Ich führe Krieg mit den Lebenden, nicht mit den Toten." Mit nicht geringem Schrecken vernahm der Landgraf Philipp von Hessen die Folgen der unglücklichen Schlacht bei Mühlberg. Sein Schwiegersohn Moritz von Sachsen und der Kurfürst Joachim von Brandenburg hatten sich bemüht, den Kaiser mit ihm auszusöhnen, allein dieser verlangte unbedingte Unterwerfung. Endlich kam eine Übereinkunft zu stände, wonach der Landgraf sich aus Gnade und Ungnade ergeben, fußfällig um Verzeihung bitten, 150 000 Gulden zahlen, alle seine Festungen bis auf Kassel oder Ziegenhain schleifen, sowie den Herzog Heinrich von Braunschweig sammt dessen Söhnen aus der Haft entlassen sollte. Moritz fügte noch das Versprechen bei, es solle der Landgraf weder an Leib und Gut, noch mit Gefängnis oder Schmälerung seines Landes beschwert werden. So hart die Bedingungen auch waren, so entschloß sich der Landgras doch zur Annahme derselben. Während er vor dem Throne des Kaisers kniete, las sein Kanzler die Abbitte ab. Beim Vorlesen soll der Landgras höhnisch gelächelt und der Kaiser ihm mit drohend ausgehobenem Finger in seiner niederländischen Mundart gesagt haben: „Wart, ich will dich lachen lehren!" Nachdem der Landgras bei dem Herzog Alba zu Abend gespeist hatte, wurde er verhaftet. Die Vorstellungen der beiden Kurfürsten Moritz und Joachim von Brandenburg blieben unbeachtet; Philipp der Großmütige erfuhr eine härtere Behandlung.*) Als er einen vergeblichen Fluchtversuch gemacht hatte, ward ihm ein kleines Gefängnis in der Citadelle von Mecheln angewiesen, dessen Fenster sogar vernagelt waren. Die Diener des Landgrafen wurden hingerichtet oder vor seinen Augen in Spieße gejagt. Auch seine treue Gemahlin Ehristina, welche mit unüberwindlichem Mute für ihn wirkte (§ 7, 10) und flehte (sie war eine Toch- *) Ob in betreff seiner Gefangennehmung die kaiserlichen Räte einen Betrug geübt und das Wort der Kapitulation „einiges" mit „ewiges" Gefängnis vertauscht haben, oder ob von Moritz und Joachim in der Eile ein Lesefehler gemacht fei, bleibt dunkel: die beiden Fürsten glaubten an einen Betrug.

6. Geschichte der Neuzeit - S. 48

1887 - Wiesbaden : Kunze
48 Erste Periode der Neuzeit. tert nämlich, daß, wenn ein Bischof oder Prälat zur protestantischen Kirche überginge, seine Pfründe ihm nicht bleiben, sondern wieder mit einem Katholiken besetzt werden sollte. Obgleich die Protestanten heftig widersprachen, wurde diese Frage doch in katholischem Sinne entschieden. 12. Karls Y. Abdankung und Tod. Nach einer langjährigen Regierung sah sich Kaiser Karl in allen seinen Hoffnungen bitter getäuscht; alle seine Pläne waren gescheitert. Weder die Erhebung der Kaisermacht zu altem Glanze, noch die Beschränkung der päpstlichen Gewalt, noch die Demütigung Franz I. von Frankreich oder des türkischen Sultans, noch die Erwählung seines Sohnes Philipp zum römischen Kaiser, noch die Wiedervereinigung der getrennten Religionsparteien war ihm gelungen. Er hatte viel unternommen in seinem thatenreichen Leben, war während seiner Regierung neunmal in Deutschland, sechsmal in Spanien, siebenmal in Italien, zehnmal in Flandern, viermal in Frankreich, zweimal in England, zweimal in Afrika gewesen und hatte viermal die Nordsee, achtmal das Mittelmeer durchschifft. Obschon er in den Besitz bedeutender Gold- und Silbergruben jenseits des Oceans kam, so befand er sich doch fortwährend in Geldverlegenheit?) Seine Niederlage in dem Augsburger Religionsfrieden, fein vorgerücktes Alter, seine zunehmenden körperlichen Leiden und die Reue über seine Sünden veranlaßten ihn, einen längst gehegten Plan zur Ausführung zu bringen und sich von der Welt zurückzuziehen. Nachdem er seinem Sohne Philipp das Königreich Mailand und Neapel abgetreten hatte, berief er 1555 die niederländischen Stände nach Brüssel, schilderte ihnen in einer würdigen Rede, was er während feiner langen Regierung gethan und erstrebt, und übertrug feinem Sohne die Krone der Niederlande mit Burgund. Feierlich ermahnte er denselben, seinem Volke ein weiser und gerechter Herrscher zu fein, und nahm ihm vor den Ständen das Versprechen ab, in fernen *) Karl hatte von dem reichen Anton Fugger in Augsburg einmal 800 000 Goldgulden erhalten. Als er den reichen Banquier besuchte, nährte dieser das Kaminfeuer mit Zimt und warf die kaiserliche Verschreibung hmein. Für diese großmütige Verschwendung erhielt Artton Fugger die Grasenwürde uni) die ausgedehntesten Privilegien des Seehandels, der Bergwerke, Münzen u. s. w. A. Fugger und Bartholomäus Welser liehen 1531 dem Kaiser zwölf Tonnen Gold.

7. Geschichte der Neuzeit - S. 55

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 3, 2. Die Religionskriege in Frankreich. 55 2. Die Religionskriege in Frankreich. In Frankreich wurden die Anhänger der Reformation vielfach bedrückt und verfolgt, obwohl schon im 13. Jahrhundert bedeutende Bewegungen, namentlich im Süden, gegen die römische Kirche entstanden waren und den Beweis geliefert hatten, daß eine Besserung der Kirche an Haupt und Gliedern notwendig sei. Die theologische Fakultät der Universität Paris erklärte 1521 Luther für einen Ketzer und befahl, seine Schriften zu verbrennen. Der königliche Rat Louis de Berquin, welcher unter Franz I. offen für die evangelische Lehre thätig war, wurde von der Sorbonne verurteilt. König Franz konnte seinen Freund nicht retten und mußte es erleben, daß derselbe 1529 in Paris verbrannt wurde. Calvin mußte 1533 die Flucht ergreifen und fand in der Schweiz eine Zufluchtsstätte, von wo aus er auf die Ausbreitung der Reformation in Frankreich höchst günstig einwirkte. Immer zahlreicher wurden hier ihre Anhänger, die man spottweise Hugenotten (Nachtgespenster) nannte, nach einem alten König Hugo, dessen Geist der Volkssage nach bei Tours nächtlich umherwandeln sollte, wo sie sich heimlich versammelten. Man betrachtete die Reformierten in Frankreich sowohl unter Franz I. (1515—1547)*), als auch unter Heinrich Ii. (1547—1559) als Aufrührer und verfolgte sie fortwährend. Insbesondere waren Katharina von Medicis, Heinrichs ränkesüchtige Gemahlin (§ 7, 13), und dessen Freundin Diana von Poitiers, welche der König zur Herzogin von Valentinois erhob, den Reformierten abgeneigt. Sie hatten die Versammlungen derselben öfter überfallen und stören lassen, viele eifrige Anhänger der protestantischen Lehre dem Beile des Henkers überliefert und den König zur Ausrottung der Ketzerei gewonnen, welche derselbe auch später dem Könige Philipp Ii. von Spanien gelobte. Der Tod hinderte ihn, sein Versprechen zu erfüllen. Als er 1559 die Vermählung seiner Tochter Elisabeth mit *) Franz I. dessen Schwester Margarete 1515—1547. Gem. Heinrichs, Königs v. Navarra. I I Heinrich Ii. 1547—1559. Johanna d'albret, — ~----------------------------- Gem. Antons von Bourbon. Franz Ii. Karl Ix. Heinrich Iii. | 1559—1560. 1560—1574. 1574—1689. Heinrich Iv. 1589—Mo. | Ludwig Xiii. 1610—1643.

8. Geschichte der Neuzeit - S. 57

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 3, 2. Die Religionskriege in Frankreich. 57 rina ihnen 1570 Gewissensfreiheit, gleiche bürgerliche Rechte, öffentlichen Gottesdienst, mit Ausnahme von Paris, und zu ihrer Sicherheit vier Festungen einräumte. Die katholische Partei aber gedachte durch Verrat und Meuchelmord zu erreichen, was das Waffenglück ihr versagt hatte. König Karl Ix. hatte sich 1570 mit des deutschen Kaisers Maximilian Ii. Tochter Elisabeth vermählt und sich den Protestanten gütig erwiesen. Coligny stieg in der Gunst des Königs so sehr, daß er den Guisen und der Königin-Mutter gefährlich zu werden drohte. Sie beschlossen daher, sich seiner zu entledigen, und entblödeten sich nicht, einen Meuchelmörder zu dingen, welcher 1572 auf den Admiral schoß, aber ihn nur am rechten Arm verwundete. Katharina sann nun auf eine furchtbare That, um ihr Ziel zu erreichen. Die Bartholomäusnacht 1572. Damals waren die Häupter der Hugenotten in Paris, um der Vermählung des Königs Heinrich von Navarra mit Karls Schwester Magareta beizuwohnen. Die Hochzeit war mit königlicher Pracht vollzogen, aber durch das Attentat auf Coligny unangenehm unterbrochen worden. Die Anwesenheit der vornehmsten Hugenotten wollte jetzt die tückische Katharina dazu benutzen, die Ketzer mit einem Schlage zu vernichten. Sie erfüllte insgeheim ihren Sohn mit schauderhaften Bildern von den geheimen Anschlägen Colignys und der Hugenotten gegen die königliche Familie und überredete den heftigen, leicht erregbaren König zu dem verruchten Mordbefehle, welcher allen Hugenotten in einer Nacht das Leben kosten sollte. Der König schwor einen feierlichen Eid, es dürfe kein Hugenotte in Frankreich am Leben bleiben, und die Vorkehrungen zu dem verabredeten Bürgermord wurden so geheim gehalten, daß kein Reformierter etwas davon erfuhr. Der festgesetzte Abend des 23. August erschien. Je näher die verhängnisvolle Stunde der grauenhaften That kam, desto größere, nie verspürte Herzensangst quälte den König; vergeblich sprach ihm Katharina Mut zu. Wie ein vom bösen Gewissen Geplagter eilte Karl hin und her und konnte sich nicht fassen. Endlich gelang es der Königin-Mutter mit List und Gewalt, daß er den Befehl zum Läuten der Glocke des Louvre, welche das Zeichen zum Beginne des Mordes geben sollte, wirklich erteilte. Zitternd und zagend harrte die königliche Familie in banger Ahnung des Ausgangs; ein Schuß unterbrach die unheimliche Stille. In dieser Herzensangst wünschte sie den heillosen Befehl nicht gegeben zu haben; allein es war zu spät. Sobald die Glocke des Louvre zum unheiligsten Werke ertönte, besetzten 300 Bewaffnete unter dem Herzog von Guise und dem Grafen von Angoultzme das Haus

9. Geschichte der Neuzeit - S. 59

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 3, 2. Die Religionskriege in Frankreich. 59 mit den Hugenotten, worin ihnen Glaubensfreiheit gewährt und Gottesdienst in La Rochelle, Montauban und Nimes zugestanden wurde. Karl Ix. hatte seit jener Schreckensnacht des 24. August keine Ruhe mehr. Heftige Gewissensbisse peinigten fortwährend den schuldbeladenen König, der vergeblich in den wildesten Vergnügungen Zerstreuung suchte. Schreckliche Träume raubten ihm den Schlaf, und innere Angst verzehrte seine Kraft. So starb er 1574 im 24. Lebensjahre in dem bedauernswertesten Zustande. Karls Bruder Heinrich Iii. (1574—1589) kehrte sogleich aus Polen zurück und übernahm die französische Krone. Er war eitel, putzsüchtig und leichtsinnig, ging mit schlechten Menschen um und gab sich mit seinen Hunden, Affen und Papageien mehr ab, als mit den Regierungsgeschäften. Die Guifen strengten unter seiner Herrschaft alle ihre Kräfte an, den Thron nach seinem Tode an ihre Familie zu bringen. Sie rühmten sich, zu ihren Ahnen von väterlicher Seite Gottfried von Bouillon zählen zu können, von mütterlicher Seite von einer Tochter Karls des Großen abzustammen. Der von ihnen gestiftete Bund, welcher nach der Bestätigung durch den Papst die heilige Ligue genannt wurde, trat kräftig auf und bezweckte nicht bloß die Ketzer in Frankreich auszurotten, sondern auch den König zu verdrängen und Heinrich von Navarra, welcher wieder protestantisch geworden war und als Abkömmling Ludwigs Ix.*) die nächsten Ansprüche an den Thron hatte, davon auszuschließen. Es entstand ein neuer Kampf, der Krieg der drei Heinriche, da Heinrich Iii., Heinrich von Navarra und Heinrich von Guife an der Spitze der streitenden Parteien standen. Paris erklärte sich gegen den König und belagerte ihn 1588 im Louvre, aus dem er mit Mühe entwich. Er mußte sich mit dem anmaßenden Heinrich von Guise^ welchen die katholische Partei vergötterte, vergleichen, ließ ihn aber, um sein Ansehen zu retten, mit seinem Bruder, Kardinal Ludwig von Guise, ermorden und die einflußreichsten Männer der Guiseschcn Partei verhaften. Dieser Doppelmord hatte eine große Ausregung in ganz Frankreich zur Folge. Paris geriet in eine fieberhafte Gärung, welche von fanatischen Priestern und Volksrednern noch mehr genährt wurde. Katharina von Medicis, die Urheberin alles Unheils, starb 1589 vor Angst, als sie vernahm, daß ihr -) Das Haus Valois stammte von dem älteren, die Bourbonen, zu denen Heinrich von Navarra gehörte, von dem jüngeren Sohne Ludwigs Ix. ab.

10. Geschichte der Neuzeit - S. 61

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 3, 2. Die Religionskriege in Frankreich. 61 ausführte. Sofort verließ ihn ein großer Teil des königlichen Heeres, und Heinrich mußte Paris aufgeben. Der Krieg dauerte fort, zunächst gegen einen andern Thronbewerber, Karl von Bourbon, der in der Schlacht bei Jvry 1590 besiegt wurde, dann auch gegen Spanien, da dieses Hilfstruppen gegen Heinrich sandte und Philipp daran dachte, feine Tochter Jfabella auf den französischen Thron zu erheben. Endlich, da zwar der größte Teil des Landes sich unterworfen hatte, die Hauptstadt Paris aber trotz einer entsetzlichen Hungersnot, welche infolge der Belagerung in ihren Mauern herrschte und 13 000 Menfchen hinraffte, an die Übergabe nicht dachte, entschloß sich Heinrich Iv. mit schwerem Herzen, um dem zerrütteten Lande den ersehnten Frieden zurückzugeben, zur katholischen Religion überzutreten. 1594 öffnete ihm nun Paris die Thore, und ein Jahr später erteilte ihm auch der Papst die Absolution. Heinrich ward jetzt von allen Parteien als rechtmäßiger König von Frankreich, anerkannt. Die durch seinen Übertritt zur römischen Kirche schwer gekränkten Hugenotten versöhnte er durch das berühmte Edikt von Nantes 1598. In demselben ordnete er an. daß in allen Städten Frankreichs öffentlich protestantischer Gottesdienst gehalten werden dürfe, wo er 1586 und 1587 bestanden habe; für andere Städte und Dörfer traten beschränkende Bestimmungen ein. In Paris und an dem Hoflager sollte kein protestantischer Gottesdienst sein; doch sollten die Protestanten daselbst ungehindert wohnen und in der Nähe Gottesdienst halten dürfen. Sie erhielten gleiche bürgerliche Rechte wie die Katholiken, sollten aber den katholischen Geistlichen den Zehnten entrichten. Heinrichs ganzes Streben während seiner 21jährigen Regierung war darauf gerichtet, das in vielfacher Beziehung zerrüttete Frankreich zu heben, und unter feinen Unterthanen Wohlstand und gute Sitte zu begründen. Vor allem suchte er den Rechtszustand und die öffentliche Sicherheit wieder herzustellen, da zahllose Räuberbanden die Reisenden übersielen und plünderten. Die Steuern und Abgaben wurden beschränkt, Erpressungen der Großen streng verboten, das stehende Heer vermindert, Ackerbau, Handel und Gewerbe gefördert. Zu diesem Behufe ließ Heinrich Straßen und Kanäle bauen, die Seidenzucht einführen und armen Landleuten die rückständigen Steuern schenken. Sein Wille war, daß jeder Bauer des Sonntags ein Huhn im Topfe habe. Mit Hilfe seines gewissenhaften und thätigen Jugendfreundes^
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